In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung befasst sich Klemens Polatschek heute mit der ästhetischen Verbesserung von U-Bahn-Plänen. Ein abseitiges Gebiet? Einerseits ja. Andererseits sind die bunten Nahverkehrsdiagramme heute in aller Welt zur Selbstverständlichkeit geworden, ja sie haben ihre Fans. Zudem wird man nur wenige Gebiete finden, wo fortgeschrittene Mathematik etwas zum Wohlgefühl gelungener Gestaltung aussagen kann. Genau das haben zwei junge Karlsruher Wissenschaftler geschafft, die solche Linien-Diagramme auf dem Computer nach ihren versteckten Schönheitsregeln und mittels Ganzzahliger Optimierung automatisch erzeugen können. Und dazu gibt es die krause Historie, wie sich Diagramme dieser Art überhaupt durchsetzen konnten, ausgehend vom Londoner Plan des Henry Beck.
Über diese Geschichte und die faszinierende Vielfalt heutiger Diagramme liegen mittlerweile schon fünf Bildbände vor, die man sich auf viele Coffeetables wünscht: Mr. Beck’s Underground Map , Underground Maps After Beck , Metro Maps of the World , Metro Maps of the World: v. 2 , Transit Maps of the World
Was sich schon von der Herkunft dieser Bände vermuten ließ – eine gewisse Schlagseite in den angelsächsischen Raum -, bestätigte sich durch die (unveröffentlichten) Leserbriefe zu diesem Artikel: Nicht nur war das zitierte Berliner Diagramm mit dem S-Bahn-Ring keine Eintagsfliege, sondern wohl bis weit in die 40er Jahre hinein in Gebrauch. Es hatte auch einen weit älteren Vorläufer, den Hamburger U-Bahn-Plan von 1916 (sic), der die dortige Ringlinie ebenfalls kreisrund zeigte und schematisch die abgehenden Zweigstrecken.
Allerdings, so viel muss man sagen, es verbleibt mindestens eine „Advantage Beck“: die Oktolinearität, die Anordnung aller Linien in einem 45-Grad-Raster, die heute eben in aller Welt kopiert wird.
Artikeltext FAS 2006-07-16 p62f Metromaps Wie man Schönheit optimiert
Artikeltext FAS 2006-07-16 p62f Metromaps Henry Becks Diagramm
Seitenansicht FAS 2006-07-16 p62f Metromaps Seitenansicht